Das Zuchtziel im Wandel

Von der Gründung der VZG bis Anfangs der Sechziger Jahre war in guten Züchterkreisen nicht so sehr die Wirtschaftlichkeit, sondern vielmehr das Format der Tiere massgebend. Der eigentliche Siegeszug der schönen Kuh setzte um das Jahr 1930 ein. Aus heutiger Sicht sind wir recht schnell bereit, diese Entwicklung als fehlgesteuert anzusehen. Wir müssen uns aber bewusst sein, dass die schöne Kuh und noch mehr der wohlgeformte Stier im Handel allgemein und im Export im besonderen über Jahrzehnte viel gutes Geld einbrachten. In den Kriegsjahren (1939 – 1945) taucht zum ersten Mal, der Zeit entsprechend, das Wort Wirtschaftlichkeit auf. nach dem der Höhepunkt der Zucht auf Schönheit mit dem Jahre 1960 erreicht wurde, verlangte nun das Umfeld eine klare Zuchtausrichtung hin zur betonten Wirtschaftlichkeit.

Mit der Einführung der integralen Milchleistungskontrolle (1964), einer Neuausrichtung des Beurteilungswesens, sowie der anfänglich sehr skeptisch aufgenommenen Einführung der künstlichen Besamung, konnten in relativ kurzer Zeit grosse Fortschritte erzielt werden. Ganz im Gegensatz zum übrigen Berggebiet fand die künstliche Besamung im Oberwallis, neben dem Kanton Graubünden, relativ rasch breite Akzeptanz. Es wäre aber falsch zu behaupten, das Interesse an einem rascheren Zuchtfortschritt allein hätte die Walliser Züchter zu diesem Schritt animiert. Vielmehr waren es finanzielle Gründe und der Wegfall der teueren und aufwendigen Dorfstierhaltung. Die künstliche Besamung, zusammen mit einer verbesserten Fütterung, hat die Qualität der Oberwalliser Tiere massgeblich beeinflusst.

Ab 1971 wurde in der Schweiz der Interzucht-Versuch mit Brown-Swiss im grösseren Umfang lanciert. Das wesentliche Ziel lag in der Erweiterung der genetischen Varianz des Braunviehs und in der betonten Steigerung der Milchleistung sowie der Verbesserung der Widerristhöhe und der Frühreife.

Viele Züchter standen diesem Unterfangen auch bei uns im Oberwallis sehr skeptisch gegenüber. Bis Ende der Siebziger Jahre unterzeichneten jedoch recht viele Betriebe den Vertrag für den Einsatz von Brown-Swiss Sperma.

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